Christians Fotoblog

Photographie | digitale Bildbearbeitung

Heimat (2.)

Ausstellung vom 7.11. – 10.12.2005

Nachdem wir gestern die Bilder gerahmt und aufgehängt haben, hier nun zwei meiner Exponate:

heimat konkret

heimat konkret

Das Bild ist aus zwei Fotos entstanden: Einerseits aus einer Aufnahme meines Heimatdorfes Kissenbrück, in dem meine Familie zum Teil seit Generationen ansässig ist und in dem auch ich meine prägenden Kinder- und Jugendjahre bis zur Aufnahme meines Studiums an der Universität in Göttingen verbracht habe. Andererseits aus einer unschwer zu erkennenden Aufnahme der Stadt Lüneburg, bei der es sich um meine „Wahlheimat“ handelt. Beide Fotos wollte ich miteinander verbinden, wobei das nicht in der üblichen Collagen- bzw. Montagetechnik geschehen, sondern ein eher fließender, sanfter Übergang zwischen beiden Fotos entstehen sollte. Ähnlich dem Prozess, der letztlich zur Wahl Lüneburgs als neuer Heimat geführt hat. Daher habe ich mich dazu entschlossen, die ohnehin mit einer Digitalkamera aufgenommenen Bilder am Computer ineinander zu blenden, statt sie nebeneinander zu setzen. Die technischen Details erspare ich mir, auf Anfrage erkläre ich aber gerne die Bearbeitung der Fotos. Nur soviel: Das Foto der alten Heimat wurde so getont, dass es – nun ja – „alt“ wirkt, die „neue Heimat“ hingegen wurde durch ein Infrarotfilter fotografiert, was zu den auffälligen Farben des Bildes führt.

Daten zum Motiv:

Titel: heimat konkret
Foto eins:
Ort: Kissenbrück (Park des Ritterguts Hedwigsburg),
Datum und Zeit: 28.08.2005, 14:28:06

Foto zwei:
Ort: Lüneburg (Wasserturm),
Datum und Zeit: 07.09.2005, 14:00:08

EBV (Tonung, Kanaltausch, Überblendung) mit The Gimp 2.2.8

heimat abstrakt (II.) – geistige heimat

heimat abstrakt (II.) - geistige Heimat

„Heimat“ im Sinn von geistiger Heimat kann sich m. E. auch noch auf eine Geisteshaltung, auf die innere Einstellung eines Menschen beziehen. Meine möchte ich mit dem dritten meiner Fotos visualisieren. Entstanden ist die Idee aus meinem Ärger (um nicht zu sagen: aus meiner Wut) über die unsägliche „German Angst“, die als Lehnwort bereits Einzug in den angloamerikanischen Sprachraum gehalten hat, wobei ich mir nicht sicher bin, ob wir uns darüber freuen sollen. Dank ausführlicher Behandlung des Themas in verschiedenen Medien jedenfalls wissen wir nun alle: das Glas ist stets halbleer, auf Studium und BAFÖG folgen nicht mehr A13 respektive BAT IIa, sondern allenfalls Hartz IV. bzw. ALG II und die Renten sind natürlich auch nicht mehr sicher, Staat und Wirtschaft werden längst nicht mehr von Top-Leuten, sondern allenfalls noch vom Mittelmaß gelenkt – ist das wirklich alles?! Nein, natürlich nicht – entsprechende Schlagzeilen verkaufen sich aber scheinbar besser.
Was für ein Unfug: trotz Problemen hier und da sowie einem nicht zu leugnenden Reformbedarf leben wir nach wie vor in einem der reichsten Länder der Erde. Unter anderem räumt uns unsere freiheitlich-demokratische Rechtsordnung Chancen ein, von denen andere nur träumen können. Symbolisch habe ich das mit Auszügen aus dem Grundrechtsteil des Grundgesetzes dargestellt. Mit dem Schriftzug – Sapere Aude! – greife ich nicht nur ein Zitat von Immanuel Kant auf, das als Leitgedanke der Aufklärung (etwas freier übersetzt etwa: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“) bekannt geworden ist. Vielmehr möchte ich seinen Aufruf auf die Gegenwart übertragen, wobei er soviel bedeuten könnte wie: „Lasse sich keiner etwas von [… – bitte nach Bedarf ergänzen] einreden, nehme ein jeder von der „German Angst“ Gelähmter endlich den Kopf aus dem Sand. Denke, wem Verstand gegeben und habe jeder den Mut, auch schwierige Entscheidungen für sich zu treffen.“ Denn wie sagte ein Protagonist des jüngst zu Ende gegangenen Wahlkampfes: „Wer den Kopf in den Sand steckt, wird in den Hintern getreten“. Dem ist wohl nicht mehr viel hinzuzufügen.

Zum Foto selbst nur soviel: es handelt sich um eine klassische Tabletop-Aufnahme, das Bild wurde 15 Sekunden (!) bei normalem Tageslicht und Blende 32 belichtet, da ich genug Zeit brauchte, um während der Belichtung das Zitat aufschreiben zu können. Daher auch die nur verschwommen wahrzunehmende rechte Hand mit dem Stift und die unterschiedliche Deckkraft der Buchstaben. Die Auszüge aus einzelnen Artikeln des GG wurden einzeln fotografiert und später mit dem Foto zusammengefügt. Warum ich ein Farbfoto gemacht habe und dabei ein grünes Hemd getragen habe, dürfte sich von selbst verstehen.

Daten zum Motiv:

Titel: heimat abstrakt (II.) – geistige heimat
Fotos:
Ort: Lüneburg,
Datum und Zeit: 27.09.2005, 15:41:13-15:58:49

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