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Expose to the right – develop to the left…
Bauernregel für das Belichten von Digitalfotos
Beim Belichten von Digitalfotos gilt es, so manche Regel zu beachten, soll am Ende ein möglichst optimales Ergebnis erzielt werden. Eine der Regeln, die das korrekte Belichten der Fotos betrifft, lautet: “Expose to the right – develop to the left!”. Auf Deutsch heisst das soviel wie “Belichte nach Rechts – entwickele nach Links!”. Die Richtungsangaben beziehen sich dabei auf den rechten und den linken Rand des Histogramms.
Sehen wir uns einmal folgendes Beispiel an:
Das Histogramm (oben rechts im Bild) ist ein wenig an die rechte Seite verschoben, d. h. die hellen Töne überwiegen im Foto. Da das Foto mit einer Belichtungskorrektur von +2/3 aufgenommen, also um eine 2/3-Blende zu reichlich belichtet wurde, verwundert das nicht weiter.
Wichtig ist, das Bild zwar möglichst hell aufzunehmen, also das Histogramm möglichst weit an den rechten Rand zu schieben – auf keinen Fall aber darüber hinaus, denn dann würden Informationen in den hellen Bildbereichen durch das Abreißen der Lichter vernichtet werden! Das bedeutet: Das Foto darf auf keinen Fall derart überbelichtet werden, dass seine hellsten Bereiche über den rechten Rand des Histogramms hinausschießen, denn das bedeutete einen Verlust an Zeichnung in den hellsten Bereichen. Das erfordert ein wenig Übung, lässt sich aber Dank des von der Kamera (hoffentlich!) angezeigten Histogramms nach jeder Aufnahme umgehend kontrollieren.
Beim Entwickeln des Bildes mit einem RAW-Konverter kann die Belichtung dann wieder reduziert werden, also “zurück nach links” korrigiert werden. Wurde die oben genannte Überstrahlung vermieden, wird auch die Zeichnung in den hellsten Partien des Bildes (wieder besser) sichtbar:
Wozu das alles? Man könnte ja auch gleich optimal belichten… Sicher – wenn man das immer und in jeder Situation kann: Nur zu… ;)! Leider klappt das aber nicht immer – und genau dafür gibt es die hier vorgestellte Merkregel. Der umgekehrte Fall, also eine Unterbelichtung und nachträgliche Aufhellung des Fotos im RAW-Konverter sollte in jedem Fall vermieden werden, da ein nachträgliche Aufhellung immer ein störendes Bildrauschen mit sich bringt.
[Wird bei Gelegenheit ergänzt…]
Und nun endlich ergab sich eine Gelegenheit (zwei Jahre später…):
Die großzügige(re) Belichtung dient nicht zuletzt dazu, die Zeichnung in den Tiefen, also dunklen Bereichen des Bildes korrekt zu erfassen bzw. abzubilden. Solange die Lichter nur etwas zu hell aufgenommen werden, es aber nicht zum gefürchteten “Abreißen” kommt, bleibt auch die Zeichnung dort erhalten bzw. kann durch das Entwickeln nach links wieder sichtbar gemacht werden.
So erhält man letztlich ein in Tiefen wie Lichtern schön durchgezeichnetes Foto, bei dem man wenigstens noch die Wahl hat, ob bei der Konvertierung der RAW-Datei eher die Zeichnung in den Tiefen oder in den Lichtern betont wird – oder beide, indem die DRI- oder HDR-Technik bemüht wird. Das aber ist ein Thema für sich…
Literatur:
Striewisch, Tom!: Der große Humboldt Fotolehrgang, 2. aktualisierte Auflage, Baden-Baden 2005, S. 45